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Warum du reisen solltest, auch wenn du nicht mehr ganz so jung bist

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Als ich den Blogpost Warum du reisen solltest wenn du jung bist geschrieben habe, hab ich ihn in einer knappen Stunde einfach runter geschrieben. Ohne viel drüber zu lesen, korrigieren, verbessern. Nee, einfach einmal alle Gedanken ausgekotzt.

Das musste einfach sein. Denn wie oft habe ich von Leuten im Studium oder von Bekannten gehört „Ich würde so gerne reisen, aber …“.

Früher, ja, da war ich ganz groß im aber-sagen.
Mittlerweile hat sich meine Perspektive da (zum Glück) verändert. Und ganz ehrlich, ich verstehe dieses „aber“ einfach nicht mehr.
Den Druck, den sich manche machen, einen nahtlosen Übergang zwischen Schule, Studium und Arbeit hinzukriegen, kann und will ich einfach nicht verstehen.

Gerade als junger Mensch stehst du noch völlig am Anfang von allem. Du hast nur Verantwortung für dich selbst zu tragen. Es gibt wohl wenige Momente im Leben in denen du so frei bist wie mit Anfang/Mitte 20. Du hast 0 Verantwortung für andere. Du hast keine Familie zu versorgen. Du hast (im Idealfall) noch keine Schulden aufgebaut. Also los, raus, machen! JETZT!

Als ich den Beitrag veröffentlicht habe, kam viel positives Feedback von euch zurück. Bis heute haben 1780 Menschen den Artikel gelesen.
Das ist ein geiles Gefühl und sagt viel darüber aus, wie ihr alle denkt. Dankeschön. <3

Aber einigen von euch ging es wie Mischa von Adios Angst. Warum ist reisen so besonders wichtig für junge Leute? Und wer ist eigentlich jung, und wer alt? Sollte man nicht reisen, egal wie alt man ist?

Mischa weiß wovon er redet. Er hat nach über 11 Jahren seinen Job als Sportredakteur gekündigt und will nun wissen, wie die Welt da draußen so ganz ohne Hamsterrad aussieht. Auf seinem Blog Adios Angst – Bonjour Leben schreibt er über seine Reise durch Europa, alleine mit seinem VW-Bus.

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Als Mischa mir geschrieben hat, dass er gerne einen Gastbeitrag zu dem Thema schreiben würde, war ich absolut begeisert. Denn wer wäre besser geeignet als Mischa, der diese Erfahrungen kürzlich erst gemacht hat?

Also Vorhang auf für Mischas Gastbeitrag, der übrigens nach einer Runde schwimmen in der Arktis entstanden ist.

 

GASTBEITRAG

10 Gründe, warum du reisen solltest, wenn du nicht mehr ganz jung bist

 

1. Weil Reisen etwas anderes ist als Urlaub machen

Ich habe meine eigene Definition vom Reisen – und die unterscheidet sich klar vom klassischen Urlaub machen. Sowohl, was die Länge der Zeit angeht, die man weg von zu Hause ist, als auch die Art des Wegfahrens. Urlaub, das sind die klassischen zwei Wochen am Strand, entspannen, die Sonne genießen, je nach Lust und Laune viel lesen oder viel Party machen. Also das klassische Arbeitnehmerding, der wieder Kraft tanken muss, bevor es in die Mühle zurückgeht. Reisen hat für mich aber etwas mit Anstrengung zu tun. Anstrengend, weil man vielleicht länger von daheim weg ist, als man es sich je vorstellen konnte. Anstrengend, weil man sich Ziele oder auch eine Art des Reisens aussucht, die weder all-inclusive sind noch mit dem gewohnten Komfort zu tun haben. Anstrengend, weil es auch einer gewissen Kraft und Risikobereitschaft bedarf, die Reise zu unternehmen.

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2. Weil es für das Reisen nie zu spät ist


Ich zum Beispiel bin – nach meiner eigenen Definition – seit 20 Jahren kaum mehr richtig gereist. Damals, so bis Anfang 20, waren da noch Backpacker- und Fahrrad-Touren sowie ein legendärer Trip mit einem uralten Kadett und drei Freunden nach Portugal. Jetzt fragst du dich: Was hat der Kerl die ganze Zeit gemacht? Ist der immer zu Hause verhockt? Nein, natürlich nicht. Ich habe an wunderschönen Orte Urlaube verbracht, bin zumindest innerhalb von Europa gut rumgekommen. Aber eben alles innerhalb der Komfortzone, gut versorgt, aber ohne die große Spannung. Daran ist nichts schlimm, aber ich weiß jetzt, dass ich etwas versäumt habe.

 

3. Weil Reisen deine Grenzen auslotet


Was machst du, wenn du ein notorischer Hasenfuß – oder wie in meinem Fall früher sogar jemand mit ausgeprägten Panikattacken – bist? Genau, du suchst dir den bequemsten Weg, damit du zumindest nicht im Urlaub zu viel mit deinen Ängsten zu tun haben musst. Kein Risiko, keine Panik. Das habe ich mir immer gedacht. Und das war grundfalsch. Das Ausloten der eigenen Grenzen ist haargenau der wichtigste Teil des Reisens. Mit jeder bestandenen Prüfung – und davon gibt es reichlich auf dem Weg – wirst du stärker und profitierst davon. Und das ist in jeder Altersklasse nötig. Ich habe mich Ende 2013 entschieden, eine halbjährige Europareise mit einem 16 Jahre alten VW Bus zu machen. Noch ein halbes Jahr zuvor hatte ich Panikattacken beim Autobahnfahren, beim Fahren durch Tunnels und auf Fähren (was ich alles deshalb alles gemieden habe). Ich hatte gehörigen Bammel davor, ob ich das nun so hinbekomme. Jetzt, mit täglicher Übung, ist es zur Routine geworden. Diese Grenze habe ich überwunden.

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4. Weil Reisen dich auf dumme Gedanken bringt


Raus aus dem Hamsterrad, weg vom heimischen Sofa und der üblichen Bequemlichkeit stellst du schnell fest, dass es immer noch so viele interessante Dinge zu sehen und zu erleben gibt. Und dass es doch ganz interessant wäre, mal etwas Neues auszuprobieren, jetzt wo du deine Komfortzone schon einmal verlassen hast. Ob es jetzt das große Abenteuer wie Bungee-Jumping oder Gleitschirmfliegen ist oder dass du einfach mal deinen inneren Schweinehund überwindest, um 4 Uhr aufstehst und dir einen wunderbaren Sonnenaufgang anschaust. Oder um Mitternacht im Deutschland-Trikot im 12 Grad kalten Wasser baden gehst, wenn Deutschland Brasilien gerade mit 7:1 besiegt hat. Oder allein mit dem Stechkahn in Cambridge rumpaddelst oder das Kentern mit dem Kanu übst (die letzteren drei dummen Gedanken kamen mir auf meiner Reise).

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5. Weil du viele interessante Menschen kennenlernst


Klar, du bist aufgeschlossen und hast deinen Freundeskreis daheim oder auf der ganzen Welt verstreut. Doch geht es dir nicht auch so, dass du nach einer Reise erst einmal von den interessanten Begegnungen erzählst, die du gemacht hast, bevor du von schönen Landschaften schwärmst? Von intensiven Gesprächen oder spontanen Partys mit Wildfremden? Das geht in dieser Art meiner Meinung nach nur auf Reisen. Du erfährst so viele Geschichten, die dich inspirieren können – und manchmal ergeben sich wie aus dem Nichts Kontakte, die für dich noch sehr wertvoll sein können. Ich hatte in den 10 Wochen, die ich jetzt unterwegs bin, schon genau drei solcher Momente. Nachdem ich meinen alten Job vorher gekündigt hatte, könnte sich meine Reise im Nachhinein als der Türöffner für etwas tolles Neues erweisen.

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6. Weil du siehst, dass etwas anderes zählt als nur die Leistungsgesellschaft


Sind wir doch mal ehrlich: Für die meisten „meiner“ Generation stellt sich die Frage gar nicht, ob ihnen der 9-to-five-Job gut tut. Man wird in Schule und Studium doch genau auf die Verwendung als braves Mitglied unserer Leistungsgesellschaft getrimmt. Halbwegs solide Arbeit abliefern, nicht aufmucken, im Gegenzug gibt’s jeden Monat das nötige Geld aufs Konto. Wenn wir im Alltag jemanden treffen, ist die erste Frage, welchen Job er macht – und nicht, für welche Dinge er im Leben steht, für was er sich begeistern kann, was er für ein Mensch ist. Triffst du jemanden auf Reisen, sind das viel schneller die Gesprächsthemen. Das ist sehr angenehm, erdet dich wieder und zeigt dir, auf welche Dinge es wirklich im Leben ankommt. Und das sind nicht der größte Gehaltsscheck, das tollste Auto und der neueste Fernseher.

 

7. Weil du wieder Flexibilität lernst


Du wirst auf Reisen immer irgendwelche Dinge erleben, die du nicht geplant hast und die spontane Lösungen von dir fordern. Und du wirst diese Dinge meistern, da dir auch gar nichts anderes übrig bleibt. Nein, es ist nicht schön, sich nachts um 1 Uhr aus deinem Bus auszusperren, in dem alle deine wichtigen Dinge sind und die Nacht frierend im Vorzelt zu verbringen (ist mir passiert). Aber davon geht die Welt nicht unter. Hinterher lachst du drüber und auch über die vielen Dinge, die du im „normalen“ Leben oft viel zu ernst nimmst.

 

8. Weil du deine Fremdsprachenkenntnisse auffrischst


„Futtern wie bei Muttern“ auf Malle – ist ja ganz nett. Aber es macht doch viel mehr Freude, wenn man sich mal wieder in einer anderen Sprache durchschlagen muss. Ob typischerweise in Englisch oder auch mal mit Händen und Füßen: Das Kommunizieren auf Reisen wird für dich selbstverständlich und macht dich zudem aufgeschlossener für Menschen, die dein Heimatland besuchen.

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9. Weil du die Natur noch besser kennenlernst


Wenn du deine Reisen nicht ausschließlich in Millionenstädten verbringst, wird es sich gar nicht verhindern lassen, dass du mehr oder weniger viel Zeit in der Natur unterwegs bist, statt wie sonst daheim bequem auf dem Sofa zu sitzen. Du wirst wieder lernen, in und mit der Natur zu leben und ihre Schönheit aufzusaugen. Du wirst feststellen, dass jedes Wetter seine Vorzüge hat (außer vielleicht vier Wochen Dauerregen) und daheim dann nur noch den Kopf schütteln, wenn sie im Radio abwechselnd über Regen, Schnee, Kälte oder Hitze jammern.

 

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10. Weil Reisen im positiven Sinn süchtig macht


Ein Freund hat mir gesagt, bevor ich aufgebrochen bin: „Pass aber auf, das Reisen macht süchtig.“ Stimmt! Und das ist auch gut so.

 

 

Vielen Dank an Mischa, für diesen wirklich tollen Gastartikel. Jedes Wort kann ich nur genauso unterschreiben. Schau unbedingt auf seinem Blog vorbei und begleite ihn auf seiner weiteren Reise im VW Bus durch Europa!

 

Wie bereichern Reisen dein Leben? 

 

 

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